Bitte stellen Sie Ihre Schriftgröße ein:              

Kontrastfunktion aktivieren:  

Weltgeschichte hautnah miterlebt

Gedenkfeiern zum D-Day in der Normandie - 13 Bürger aus Oerlenbach waren dabei  

Die Bilder von den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten an den Stränden der Normandie gingen in der letzten Woche um die ganze Welt. Hierzulande lag der Fokus der Berichterstattung auf dem Gedenken am Omaha-Beach, wo sich mit US-Präsident Joe Biden, dem britischen König Charles, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz am Nachmittag des 6. Juni die wichtigsten Staatsmänner der westlichen Welt versammelten.

Kaum weniger prominent besucht war am Vormittag des 6. Juni die von den Kanadiern organisierte Gedenkfeier an „ihrem“ Strandabschnitt, dem Juno-Beach bei Courseulles-sur-Mer. Dort gaben sich neben dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau der französische Premier Gabriel Attal und der britische Thronfolger Prinz William die Ehre und würdigten in ihren Redebeiträgen die historische Leistung der mehr als 150.000 Soldaten, die im Rahmen der Operation „Overlord“ an den fünf Strandabschnitten der Normandie an Land gingen und in den folgenden Wochen die Befreiung Frankreichs und letztlich ganz Europas vom Hitler-Faschismus erkämpften. Zugegen war auch ein gutes Dutzend von Veteranen, heute hochbetagte und dekorierte Herren um die 100 Jahre, die zumeist in Rollstühlen in der ersten Reihe sitzend, insbesondere von Prinz William in intensive Gespräche verwickelt wurden. Und nur fünf Reihen dahinter saßen auch 13 Bürger aus Oerlenbach als Teilnehmer an der beeindruckenden Zeremonie.

Aus allernächster Nähe waren die Mitglieder des Partnerschaftskomitees Oerlenbach/Douvres-la-Délivrande unter der Leitung von Manfred Reuß faszinierte Augen- und Ohrenzeugen eines historischen Augenblicks. „Das sind Momente, die einen die Weltgeschichte hautnah erleben lassen und für immer in meinem Gedächtnis bleiben werden“, meinte eine der Besucherinnen aus Ebenhausen. Möglich geworden war die Teilnahme der deutschen Gäste durch die langjährige und herzlich-vertrauensvolle Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden und ihren Bürgermeistern. Eingefädelt und in kleinen Schritten aufgebaut hat die Partnerschaft, deren 20-jähriges Bestehen im vergangenen Jahr in Oerlenbach groß gefeiert wurde, Alt-Bürgermeister Siegfried Erhard. Aus gesundheitlichen Gründen musste Erhard seine Teilnahme kurzfristig absagen, ließ aber in einer emotionalen Grußbotschaft seine herzlichsten Grüße übermitteln. Da Bürgermeister Nico Rogge aus familiären Gründen ebenfalls absagen musste, war zweiter Bürgermeister Benedikt Keßler der offizielle Vertreter der Gemeinde bei den Veranstaltungen in der Normandie. Und die waren in ein gleichermaßen umfangreiches wie vielseitiges Programm gepackt.

Bereits am Vortag und Vorabend des D-Day war der große britische Soldatenfriedhof in Douvres-la-Délivrande Schauplatz einer nachdenklich stimmenden Zeremonie. Gedacht wurde dabei unter großer und generationenübergreifender Teilnahme der Einwohner den rund 1000, hauptsächlich am D-Day gefallenen und auf diesem Friedhof beigesetzten britischen Soldaten. Insbesondere die Illumination der Grabstelen am Ende der Abendveranstaltung und das eindringliche musikalische Rahmenprogramm waren zutiefst beindruckend. Zugleich war die gesamte Veranstaltung völlig frei von Vorbehalten gegen die Nachfahren der damaligen Gegner; selbst die deutsche Nationalhymne wurde gespielt. Ebenso unter die Haut ging tags darauf der Besuch des größten deutschen Soldatenfriedhofs in der Normandie, in La Cambe, wo heute über 21.000 deutsche Gefallene ruhen.

Doch nicht nur das Gedenken und Erinnern wurden beim diesjährigen Aufenthalt der Oerlenbacher gepflegt, sondern auch der gemeinsame Weg der Partnergemeinden in die Zukunft fortgesetzt. Symbolisch stand dafür die Einweihung der „Brücke der Deutsch-Französischen-Freundschaft“ in der Parkanlage der Baronnie, einem wunderbar restaurierten historischen Veranstaltungszentrum, wo das freudige Ereignis im Anschluss mit einem kleinen Umtrunk und einem festlichen französischen Menü gebührend gefeiert wurde.

Gemeinsam besuchten Franzosen und Deutsche am nächsten Abend das Konzert einer traditionellen bretonischen Dudelsack- und Bläser-Formation in der Stadtkirche von Douvres. Ein weiteres kulturelles Highlight war die Besichtigung einer vom Schmuck- und Glasdesigner René Lalique im Jugendstil ausgestatteten Kapelle, die seinen Namen trägt. Der Aufenthalt näherte sich am Samstagnachmittag mit der Teilnahme am Festumzug und dem anschließendem Bürgerfest seinem Ende. Und einmal mehr war es die unkomplizierte und mehr als herzliche Gastfreundschaft, die die Oerlenbacher Delegation am Sonntagmorgen schweren Herzens die Heimreise antreten ließ. Richtig begeistert von seinem ersten Besuch in der Partnergemeinde fand zweiter Bürgermeister Benedikt Keßler das passende Fazit: „Selten habe ich so viel Freundlichkeit und aufrichtige Herzlichkeit erlebt. Davon werde ich meinen Kindern ausführlich erzählen und es wird sicher nicht mein letzter Besuch bleiben“.  

  

Bild 1: Lefort (links) und der Oerlenbacher Komitee-Vorsitzende Manfred Reuß

Bild 2: Ganz nah dran: Im Gespräch mit Veteranen sind die Premierminister Gabriel Attal (F, links) und Justin Trudeau (CAN, rechts); In der Mitte Prinz William (UK)

Bild 3: Bürgermeister Thierry Lefort (Douvres, links) und 2. Bürgermeister Benedikt Keßler (Oerlenbach, rechts) eröffnen die Brücke der Deutsch-Französischen Freundschaft im Park der Baronie in Douvres-la-Délivrande.

Bild 4: Auf die Deutsch-Französische Freundschaft trinken Bürgermeister Thierry Lefort und 2. Bürgermeister Benedikt Keßler, umrahmt von den beiden Komitee-Vorsitzenden Manfred Reuß (links) und Frédéric Perrelle (rechts).

  

Text und Bilder: Manfred Kunz

   

Der Inhalt dieses Artikels gibt nicht notwendigerweise den Standpunkt des Bezirks Unterfranken wieder und er übernimmt dafür keine Haftung.

drucken Drucken
Ansprechpartner:
Bezirk Unterfranken - Partnerschaftsreferat
Silcherstr. 5
97074 Würzburg
Tel: 0931 7959-1420
Fax: 0931 7959-2420