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„Warum ist die Welt so verdreht?“ - Ausstellung in der Würzburger Stadtbücherei zeigt Lilly Adlers Poesiealbum (18. Februar 2010)

 


„Warum ist die Welt so verdreht?“ 

Ausstellung in der Würzburger Stadtbücherei zeigt Lilly Adlers Poesiealbum

 

Dr. Rotraud Ries, Leiterin des Dokumentationszentrum für Geschichte und Kultur der Juden in Unterfranken (Mitte), zeigt Dr. Josef Schuster, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken (links), und Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel Lilly Adlers Poesiealbum. Foto: Mauritz

 

Würzburg. (mm) Bücher erzählen Geschichten. Dies gilt nicht nur für dickleibige Folianten, dies gilt auch für ein kleines Bändchen wie das Poesiealbum der Lilly Adler. Das Mädchen aus Westheim bei Hammelburg bekam das Album 1929 zu seinem 15. Geburtstag geschenkt. Jetzt hat es der Bezirk Unterfranken ersteigert und dem Jüdischen Dokumentationszentrum geschenkt. Zu sehen ist es zusammen mit anderen Exponaten seit Donnerstag (18. Februar) in einer kleinen Ausstellung in der Stadtbücherei vor dem Dauthendey-Saal. 

Als Lilly Adler ihren 15. Geburtstag feierte, war für das Mädchen aus einer jüdischen Familie die Welt noch in Ordnung. In ihrem Poesiealbum verewigten sich ihre Mutter, ihre Geschwister, Verwandte und Freundinnen. Die Einträge erzählen von der Leichtigkeit des normalen Lebens. Aber bereits wenige Jahre später ist nichts mehr, wie es einmal war. „Warum ist die Welt so verdreht?“ notiert sie 1937 in das Poesiealbum. Im Sommer 1934 hatte sich ihr Vater das Leben genommen. Ein Jahr später hatte Lillys Bruder das ererbte Viehhandelsgeschäft aufgeben müssen, und Lillys Mutter verkauft Haus und Grundstück, um mit ihren Kindern nach Palästina auszuwandern. Dort lebt bereits Lillys verheiratete Schwester. Doch erst 1938 gelingt es ihnen, Deutschland zu verlassen. Zuvor verbringt Lilly einige Zeit in Köln und in Frankfurt am Main, wo sie sich mit ihrer Freundin Lotte ein winziges Zimmer teilt. Von jener Lotte hatte sie Jahre zuvor das Poesiealbum geschenkt bekommen. 

Neben diesem Poesiealbum und seinen Einträgen zeigt die kleine Ausstellung in der Stadtbücherei Fotos von Lillys Synagoge, die Theodor Harburger um 1930 aufgenommen hat, und Fotos des Toragiebels ohne den eigentlichen Toraschrein aus der Synagoge in Westheim, wie er heute im Mainfränkischen Museum ausgestellt ist.


 

 

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