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„Die jungen Leute im Dorf halten“ (15. Oktober 2010)




Stadt- und Kreisheimatpfleger beschäftigen sich auf Jahrestagung
mit „Jungem Leben in alten Gemäuern“




Eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde diskutierte auf der Tagung der Stadt- und Kreisheimatpfleger in Gerolzhofen.
(Foto: Speckle) 


Gerolzhofen / Würzburg. (mm) „Heimat, das ist etwas, was zu Herzen geht, etwas, das man mit dem Herzen sieht.“ Dies erklärte Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder in ihrem Grußwort zur Tagung der unterfränkischen Stadt- und Kreisheimatpfleger in Gerolzhofen am gestrigen Donnerstag (14. Oktober). Ganz darauf zugeschnitten war denn auch das Motto der Tagung: „Junges Leben in alten Gemäuern.“ Fünf renommierte Experten diskutierten in einer von Bezirksheimatpfleger Prof. Klaus Reder moderierten Gesprächsrunde über die Zukunft unserer Dörfer, die Strategien der Städtebauförderung, die Revitalisierung von Ortskernen und den demografischen Wandel.

Es seien oft die Details einer Landschaft oder einer Stadtsilhouette, die man nur unbewusst wahrnehme, die aber das Gefühl von Heimat gäben, sagte Linsenbreder weiter. „Erst wenn sich diese Landschaft verändert oder ein Neubau die gewohnte Silhouette durchbricht, spüren wir, dass etwas nicht mehr so ist, wie wir es in unserem Herzen tragen.“

Das macht Städtebau und Dorferneuerung zu einem Thema, das grundsätzlich alle betrifft, nicht nur die knapp vierzig in der Gerolzhofener Stadthalle anwesenden unterfränkischen Stadt- und Kreisheimatpfleger. Dies unterstrich auch Ltd. Baudirektor Ottmar Porzelt, der Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Unterfranken. Daher sei das „gemeinsame Zusammentun aller Beteiligten“ eine zentrale Aufgabe der Dorferneuerung. Nur so könne man die Verödung der Dorfkerne verhindern und „die jungen Leute im Dorf halten“.

Ltd. Baudirektor Manfred Grüner, Fachgebietsleiter Städtebau von der Regierung von Unterfranken, zeigte am Beispiel der Städtebauförderung in Unterfranken, dass die Baukultur für die Identität eines Ortes immer wichtiger werde. In die entsprechenden Planungen müsse eingehen, dass die Bevölkerungszahl weiter sinken werde und die Menschen „immer älter und immer bunter“ würden. Nur wenn man diese Gesichtspunkte berücksichtige, könne man die Einwohner an das Dorf binden und vielleicht sogar Neu-Bürger hinzugewinnen.

Aus der Sicht eines Gemeindeoberhaupts sprach Bezirksrat Siegmund Kerker, der frühere Bürgermeister von Oberaurach (Landkreis Hassberge), über die Revitalisierung historischer Ortskerne. Mit Tatkraft, Ideenreichtum und Flexibilität könne man dem Dorfsterben entgegentreten, so der langjährige Rathaus-Chef, der anhand zahlreicher praktischer Beispiele den Zuhörern Mut machte und Möglichkeiten der Ortskernrevitalisierung aufzeigte.

Christian Schmidt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege nahm das Motto der Tagung wörtlich und zeigte zahlreiche Beispiele insbesondere junger Familien, die die Sanierung historischer Gebäude erfolgreich und mit viel Liebe zur alten Bausubstanz verwirklicht haben. Sabine Wenng von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung in München präsentierte hingegen Wohnprojekte, bei denen alte Menschen die Möglichkeit erhalten, nach ihren Vorstellungen gemeinsam zu leben.

Die Tagung der unterfränkischen Stadt- und Kreisheimatpfleger ist eine jährliche Veranstaltung des Referats für Kulturarbeit und Heimatpflege des Bezirk Unterfranken. Die Veranstaltung fand in diesem Jahr im Rahmen der Unterfränkischen Kulturtage in Gerolzhofen statt.


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