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Erster Spatenstich für bayernweit einmalige Spezialeinrichtung (22. September 2010)




In Würzburg entsteht Bayerns erste Klinik
für schwer- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit psychischer Erkrankung



 
Mit einem symbolischen ersten Spatenstich wurde in Würzburg der Bau einer Spezialeinrichtung für schwer- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit psychischer Erkrankung in Angriff genommen (von links): Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung, Herbert Dössinger, Direktor der Dr.-Karl-Kroiß-Schule, Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Prof. Dr. Andreas Warnke, Bezirksrat Dr. Peter Motsch und Architekt Erwin Götz. (Foto: Mauritz)


Würzburg. (mm) Mit einem symbolischen ersten Spatenstich wurde am gestrigen Dienstag (21. September 2010) in Würzburg der Bau einer Spezialeinrichtung für schwer- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit psychischer Erkrankung in Angriff genommen. „Unser Ziel liegt jetzt in Sichtweite, und ich gebe unumwunden zu, dass ich darüber sehr glücklich bin“, sagte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel mit Blick auf den jahrelangen Kampf, diese in Bayern einmalige Spezialklinik zu verwirklichen.

Bislang sei es so, dass für schwer- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit zusätzlicher psychischer Störung im Freistaat keine entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten bestünden. Vielmehr müssten die jungen Patienten quer durch die Republik gefahren werden, um eine adäquate Behandlung zu erhalten, erläuterte Dotzel. Der Bezirk Unterfranken habe sich daher bereits vor langer Zeit gefragt, was man tun könne, um diesen Menschen optimal zu helfen? Dotzel erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die ersten Gespräche mit Vertretern der Würzburger Behinderteneinrichtungen bis ins Jahr 2000 zurückreichten.

Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer wies in seiner Festansprache darauf hin, dass „nach aktuellen internationalen Untersuchungen knapp zwanzig Prozent aller Kinder und Jugendlichen an klärungsbedürftigen psychischen Störungen oder krankhaften Auffälligkeiten leiden, für die ein akuter diagnostisch-therapeutischer Handlungsbedarf besteht“. Bei fünf Prozent der Heranwachsenden lägen schwierige, oft auch längerfristige behandlungsbedürftige, psychische Erkrankungen vor, so der Regierungspräsident weiter.

Rückblickend sei es kein leichter Weg gewesen, und es habe viel Überzeugungsarbeit gekostet, bis sich bei allen Beteiligten die Erkenntnis durchgesetzt habe, dass auch Menschen mit einer geistigen Behinderung eine spezifische psychiatrische Versorgung benötigten, wenn sie an einer psychischen Erkrankung litten oder durch psychische Auffälligkeiten beeinträchtigt seien, unterstrich Beinhofer in seiner Ansprache. Zahlreiche Studien zeigten zudem, dass geistig Behinderte ein erheblich erhöhtes Risiko aufwiesen, psychisch zu erkranken.

Dass der Freistaat ein großes Interesse an der Einrichtung habe, lasse sich daran erkennen, dass er den Neubau mit geschätzten Kosten von zirka 6,3 Millionen Euro mit rund 5,8 Millionen Euro aus Mitteln der Bayerischen Krankenhausfinanzierung fördere, sagte Beinhofer. „Ich habe mich als Regierungspräsident von Unterfranken von Anfang an dafür eingesetzt, dass das Projekt – neben der Generalsanierung des Hauses 18 des Bezirkskrankenhauses Lohr am Main – ins Krankenhausbauprogramm des Freistaat Bayern aufgenommen wird.“

Von einem „Leuchtturm der Menschlichkeit“ sprach Prof. Andreas Warnke, der das medizinische Konzept der künftigen Spezialeinrichtung vorstellte. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie erinnerte an seinen ersten Brief an den Bezirkstag von Unterfranken und an die parteiübergreifende Einigkeit, mit der dieses politische Gremium das Anliegen aufgegriffen und unterstützt habe.

Anhand einiger Beispiele aus seiner medizinischen Praxis verdeutlichte Warnke, dass übliche Einrichtungen auf Behinderte mit psychischen Erkrankungen nicht entsprechend vorbereitet seien. Die Würzburger Spezialeinrichtung ist nach Ansicht Warnkes einmalig in Deutschland. „Unterfranken darf stolz auf dieses Denkmal sein“, rief der Professor den Festgästen zu.

Architekt Erwin Götz erläuterte die technische Seite des Bauwerks, das zwei Pflegestationen mit insgesamt 15 vollstationären Betten einschließlich zugehöriger Diagnose-, Therapie-, Arztdienst- und Versorgungsbereich umfassen werde. Im Erdgeschoss der künftigen Spezialeinheit werden der Eingangsbereich mit Aufnahme und Diagnostik, der Therapiebereich sowie Diensträume und Verwaltung untergebracht. Im ersten Untergeschoss seien zwei Pflegestationen mit acht beziehungsweise sieben Betten geplant, und das zweite Untergeschoss solle Personalumkleiden, ein Archiv sowie ein Lager und technische Anlagen aufnehmen.

Oberbürgermeister Georg Rosenthal unterstrich in seinem Grußwort, dass Würzburg für die künftige Spezialeinrichtung ein „gutes und tragfähiges Fundament“ abgebe. Der Standort in nächster Nähe zur Universität und zum Blindeninstitut sei gut gewählt, so das Würzburger Stadtoberhaupt weiter. Die Spezialeinrichtung für schwer- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit psychischer Erkrankung schließe eine Versorgungslücke, sagte der OB.

Im Namen der Behinderteneinrichtungen in Würzburg sprach Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung, von „einem gemeinsamen Traum“, der mit dem ersten Spatenstich „sichtbare Wirklichkeit“ werde. Zugleich solle die Errichtung des Gebäudes Ansporn sein, ein gemeinsames inhaltliches Konzept für das neue Haus zu erarbeiten, sagte Spielmann.



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