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„Zu guter Letzt“ ist die Qualität entscheidend (12. August 2010)

 


„Verschlusssache Kork“ wird immer mehr zum Auslaufmodell
Sommertour des Bezirkstagspräsidenten

 

Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Weinkönigin Melanie Unsleber waren sich einig: Zu guter Letzt entscheidet die Qualität im Glas über die Frage nach dem besten Verschluss. (Foto:Mauritz)


Kitzingen / Würzburg. (mm)
Generationen von Weintrinkern konnten sich den Genuss eines guten Tropfens nicht vorstellen ohne das satte Plopp, mit dem der Korken aus der Flasche rutscht. Zumindest in Franken scheint es mit diesem akustischen Schlüsselreiz bald vorbei zu sein. Die weitaus meisten Flaschen verlassen heutzutage die Weinbaubetriebe mit einem Dreh- oder einem Glasverschluss – das gilt auch für die Premium-Weingüter. Unter dem Motto „Die Sache mit dem Verschluss“ besuchte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel auf der diesjährigen Sommertour des Bezirks am vergangenen Donnerstag (12. August) etliche ausgewählte Betriebe, die über hinlänglich Erfahrung mit „vinophilen Verschlusssachen“ haben.

Jedes Jahr füllen die unterfränkischen Winzer rund 55 Millionen Flaschen Wein ab. Aber nur mehr 19 Prozent davon werden „zu guter Letzt“ mit einem Naturkork verschlossen. Von einer „annähernd korkfreien Zone“ spricht in diesem Zusammenhang Hermann Mengler, der Fachberater für Kellerwirtschaft beim Bezirk Unterfranken. Und wenn es nach ihm ginge, könnte der Naturkork völlig aus den Flaschenhälsen verschwinden. „Qualitativ stehen Schraub- und Glasverschlüsse dem Kork in nichts nach“, ist der bekannte Önologe überzeugt.

Andererseits weist das Naturprodukt einige gravierende Nachteile auf – insbesondere seit den vergangenen Jahren, als seine Qualität immer schlechter wurde. Der Anteil an „Korkschmeckern“ bei gefüllten Weinpartien wird auf rund fünf Prozent geschätzt. Aber selbst ein geringer Einfluss des Korks verändert die Geschmacksnote. Die Weine wirken dann ärmer an Frucht und Finesse, sie zeigen leicht gerbige Noten und verlieren ihre Attraktivität. Das eigentliche Problem daran: Die leichten Veränderungen des Weinaromas werden von den Konsumenten meist nicht dem Kork zugeordnet – der Wein schmeckt einfach nicht.

Franken ist ein Weißweinland. Jede vierte Flasche Frankenwein enthält Müller-Thurgau, jede fünfte Silvaner. „Wir haben sehr filigrane Weißweine. Wir können es uns nicht leisten, den Wein vom Kork beeinflussen zu lassen“, betont Hermann Mengler. Dies war wohl auch der Grund für den geradezu „erdrutschartigen Siegeszug“ der Drehverschlüsse, den Mengler in den vergangenen Jahren im unterfränkischen Weinbau beobachtet hat.

Die Fachberatung für Kellerwirtschaft und Kellertechnik ist eine Einrichtung des Bezirk Unterfranken zur Förderung und Unterstützung des fränkischen Weinbaus. Oberstes Ziel ist die Qualitätssicherung. Die Fachberatung sieht sich als Vermittler zwischen Wissenschaft und der praktischen Umsetzung neuer Erkenntnisse und Forschungsergebnisse. Die Fachberatung für Kellerwirtschaft und Kellertechnik sieht ihre Aufgabe somit auch darin, der Winzerschaft im Umbau von der Tradition zu Moderne zu helfen.



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